Philosophie

Die Gabe der «Berufung» steckt in unserem Wesenskern, im Innersten unseres Daseins. Diese Gabe zu ehren bedeutet, JA zu sagen zu sich selbst, zu unserer Ursprünglichkeit jenseits von Zeit und Raum. Wenn dieses liebende Kraftfeld in uns wirksam ist und in die Welt hineinstrahlt, wird dasjenige, was um uns herum ist und lebt, von unserem Herzen berührt. Das Mit-hinein-genommen-sein in dieses liebende DA-Sein macht uns zugewendet und hingebend zu unseren Mitmenschen. Solche zugewendete und hingebungsvolle Verbindung entfaltet im gegenwärtigen Sein eine heilende Wirkung auf alle Wesen und ist zentrales Element unserer Begegnungen.

Da es eine verbindende Wirkung hat, kann es niemals spalten, trennen oder isolieren. Es kann keiner Ideologie anheimfallen, weil es sich immer an der inneren Gabe orientiert.

Die Sinnhaftigkeit und die Zukunft des Weiblichen

Die Zukunft des Menschen hängt logischerweise vom Menschen selbst ab. In dieser polaren Welt somit zur Hälfte vom weiblichen Dasein. Vom Leben der Frau, der Mutter, der Gefährtin.

Da jeder Mensch ein noch werdendes, unabgeschlossenes, nach der Zukunft hin offenes Wesen ist, scheint es uns wichtig zu sein, über diese Verwandlungsprozesse nachzudenken. Denn letztendlich werden alle Konsequenzen unserer Entwicklung sichtbar und fühlbar. Natürlich auch für alle heilsuchenden Menschen, die keinen Ort und keinen Halt in diesem Leben gefunden haben. Die meisten Menschen leben völlig unbewusst in ihre Gegenwart hinein und haben bezüglich ihrer Wirkkräfte und deren daraus resultierenden Konsequenzen kein gesichertes Wissen.

Wir sind überzeugt davon, dass die Frau in unserer Zeit an der Wandlung des Menschen in das Zukünftige hinein einen massgeblichen Anteil innehat (vielleicht sogar DEN massgeblichen Anteil). Die emanzipatorischen Bewegungen der Frau, welche vor einem guten Jahrhundert begannen und heute einer Verwirklichung nahe sind, sollten wir genauer betrachten, damit diese auch im spirituellen Sinn verstanden werden können. Denn die Befreiung der Frau vor den Gesetzen und Ordnungen einer patriarchalischen Gesellschaftsform, hat eine tiefreichende Bedeutung – nicht nur für die Frauen selbst. Die emanzipatorischen Bewegungen haben dazu geführt, dass Frauen an allen industriellen Arbeitsprozessen teilnehmen und mitverantwortlich geworden sind.

Durch ihren tiefen Wunsch nach «Freiheit» hat sich die Frau aus dem «schützenden Familienverbund» herausgehoben und in eine Arbeitswelt hineinbegeben, welche jedoch immer noch von der «männlichen Welt» dominiert, gestaltet und geführt wird. Wir sind uns nicht sicher, ob die heutige Frau diese «Befreiung» richtig wahrnimmt und deuten kann. Das industrialisierte, technizistische Zeitalter ist durchaus nicht «weiblich» – nur sind wir Frauen jetzt Teil davon geworden.

Haben wir uns dadurch nicht auch gleichzeitig in unserer weiblichen Essenz und Kraft verloren? Es stellt sich die Frage, ob nun diese Befreiung auch wirklich eine Befreiung ist? Dienen wir Frauen nun einem Ameisenstaat, der die Leistung und den Wohlstand an die erste Stelle stellt? Ist nun die Gesamtkultur menschlicher und harmonischer geworden? Sind die zugewendeten Herzkräfte zwischen den Menschen besser geworden? Nein, wir denken sogar im Gegenteil. Sie haben sich verschlechtert, d.h., sie werden und wurden immer abgeschwächter durch unsere Strebungen und Selbstverwirklichungstendenzen.

Unsere Erfahrungen mit Frauen zeigen auf, dass die Frau zwar eine «Selbstständigkeit» erreicht, sie ihre bedeutendsten Wesenszüge jedoch verloren hat. Sie ist weniger SIE SELBST. Die potentiellen weiblichen Kräfte, welche nach Erhöhung und Entfaltung streben, haben sich zurückgezogen. Die Frau hat sich dem «Dienst» eines männlichen Arbeitsprozesses unterworfen. Dies könnte eine Betrachtung wert sein und den Unterschied zwischen Hingabe und Preisgabe (Selbstverrat, Abkopplung der inneren Bedürfnisse) klarmachen. Sicher hat die Frau mehr «Freiheit» – die Frage stellt sich nur wofür und wozu?

«Als die Frau sich entschloss, nicht mehr unter dem Diktat des Mannes leben zu wollen, ging sie ins Berufsleben und wurde seine Stenotypistin! »

G. K. Chesterton

Viele Frauen stehen weiterhin im Dienst der männlichen Welt. Wir sind überzeugt davon, dass unsere tiefe Weiblichkeit mehr Wertschätzung benötigt, aber in einem anderen Sinn, als es der heutige «Feminismus» vorgibt und anstrebt. Weiter sind wir überzeugt, dass wir keine «Ismen» mehr benötigen, sondern eine wirkliche Frauenbewegung. D.h. eine Bewegung, die sich nicht an der Männerwelt orientiert, sondern zu ihren substantiellen Wurzeln ihrer Weiblichkeit zurückfindet und sich folglich nicht mehr «verwirklichen», sondern sich in ihrer Weiblichkeit erfahren möchte bzw. in ihr Erfüllung finden will. Auch durch die soziale und spirituelle Gemeinschaft MIT dem Mann.


Diese Wurzeln bedeuten zum Beispiel «menschenbildend» wirksam zu sein, was eine besondere weibliche Begabung und weibliche Lebenskunst darstellt. Zwischenmenschlichkeit, Mitmenschlichkeit und eine verbindende lebende Zugewandtheit unter den Menschen kann nur durch das Weibliche wachsen und gedeihen. Das Lebens- und Liebeskraft spendende Element allen «guten» Lebens unter uns Menschen, steht und fällt durch die FRAU. Unsere feste Überzeugung ist es, dass dieses inwendige Potential der Frau mehr gelebt werden muss, wodurch sie nämlich auch an der Seite des Mannes sein «Korrektiv» sein kann. Immer dann, wenn das Männliche nicht mehr dem liebenden Sein dient, sondern sich durch eine technisch-abstrakte Lebensart dem wirklichen Leben entfremdet.


Wenn die Frau nur mehr sich selbst will, das heisst ihr eigenes, egozentrisches (entfremdende) Dasein lebt, vernichtet sie das liebende Sein in dieser Welt. Sie kann dann nicht mehr spüren, wie sie sich selbst verliert. Ihre inwendige Lebens- und Liebeskraftquelle wird sich so immer mehr zurückziehen und das Weibliche schwächen und krank machen. Selbstausbeutung, Erschöpfung, Energielosigkeit, unerfüllter Kinderwunsch, unerfüllte Beziehungen und chronische Krankheiten liegen oft einer falschen Lebensweise und Lebenshaltung zugrunde.
Ohne Wurzeln in einer guten Gemeinschaft zu haben, sind wir Menschen «haltlos» und unverbunden. Diese Unverbundenheit führt zur Unverbindlichkeit, welche Ausdruck einer gewissen «inwendigen» Verwahrlosung ist und oft in Trennungen, Scheidungen, Geschlechterkriegen etc. mündet.

Haben wir Frauen uns versachlicht anstatt befreit?

Diese Zeit, wenn wir sie als Krise sehen und erleben, birgt in sich die grosse Chance, Wandlungsprozesse zu fördern. Wollen wir wirklich die Freiheit als Frau vollziehen, so müssen wir unser Innenleben vollkommen neu reorganisieren und im oben genannten Sinn ausgestalten.

Der Bewusstseinsprozess des Weiblichen

Das Geheimnis der Wirklichkeit ist, dass die Frau im Urverständnis des Lebens als «Helferin» einen Auftrag innerhalb dieser Welt in der wir leben, zu erfüllen hat. Ohne diese «Hilfe» kann das liebende Sein in unserer Gesellschaft nicht entstehen, geschweige denn heranwachsen.

Die Frau ist unseres Erachtens in Bezug auf ihren eigenen inneren Wert und ihre Würde noch nicht bei sich selbst, d.h. «ursprünglich» angekommen. Die «Helferin» des Lebens zu sein, ist nicht Befehlsempfängertum, sondern die notwendige Ergänzung und Verbindung zwischen uns Menschen hin zu mehr Mitmenschlichkeit.
Wir glauben an die Wichtigkeit der GABE des Weiblichen, welche eine HINGABE ist. Diese in sich wiederfinden zu dürfen, scheint uns der bedeutsamste Aspekt im Leben der Frau zu sein. Sobald die Frau ihre Hingabefähigkeit wiederfindet, findet sie auch ihre Berufung und Aufgabe in ihrem Leben. Damit dient sie ihrer eigenen Vervollkommnung und der ganzen Welt.


Die heutige Frau muss sich wieder bewusst machen, was es BEDEUTET, Tochter, Mutter, Ehefrau, Geliebte und letztlich Helferin zu sein.